How to: 7 Learnings aus der Projektarbeit im Quartier

m Rahmen der Quartiersarbeit im Westend, die im Herbst 2021 startete, hat das Projektteam Circular Westend zahlreiche praktische Erfahrungen sammeln können. Das Team arbeitete intensiv daran, lokale Netzwerke aufzubauen und Bewohner*innen des Stadtviertels für das Thema Ernährung zu sensibilisieren und zu aktivieren. Dabei entstanden vielschichtige Erkenntnisse – von der Bedeutung der Sichtbarkeit im öffentlichen Raum über den Aufbau nachhaltiger Beziehungen bis hin zu logistischen Herausforderungen bei der Organisation von Veranstaltungen. 

Die folgenden Learnings dienen als Orientierung und geben konkrete Tipps für den Projektstart und –verlauf  im Quartier. 

Projektportfolio Circular Westend

1 Sichtbarkeit erhöhen

Die große Herausforderung zum Projektbeginn: Aufmerksamkeit erzeugen. Zu Beginn des Projekts Circular Westend war das Team hierfür mehrmals mit dem mobilen Wagen lokomobil der Initiative club loko im Quartier unterwegs. Der mobile Fahrradanhänger konnte schnell und unkompliziert eingesetzt werden und sorgte durch das besondere Design für Aufmerksamkeit der Passant*innen. Es ermöglichte, im Rahmen einer interaktiven Ausstellung Informationen weiterzugeben und Besucher*innen zu ihren Wünschen und Herausforderungen im Bereich Ernährung einzubeziehen.   

2 Ausdauer und Präsenz zeigen

Nicht alle Aktionen sind erfolgreich und gut besucht. Das Projektteam hat gelernt, auch solche Momente zu akzeptieren und aus diesen zu lernen. Auch scheinbare Misserfolge tragen zum Erfolg eines Projekts bei. Auch durch die bloße Sichtbarkeit vor Ort ohne direkte Interaktion kann über die Zeit Vertrauen oder Interesse für das Projekt entstehen. Für den Netzwerkaufbau ist es darüber hinaus wichtig, auch bei Veranstaltungen und Aktionen von anderen Initiativen vor Ort teilzunehmen und diese damit zu unterstützen. 

Klimadult 2024 - Stand Circular Westend

3 Vor Ort vernetzen 

Das Projekt konnte durch das bereits bestehende Netzwerk auf Ressourcen von Kooperationspartnern zugreifen – ein großer Benefit. Im Verlauf des Projekts wurde es immer wichtiger, bereits gesammeltes Wissen zu teilen, zu erweitern und Beziehungen zu Bewohner*innen des Westends aufzubauen. Durch den Austausch mit unterschiedlichen, bereits aktiven Organisationen konnte das Team gesammeltes Wissen überprüfen und festigen, Ansätze reflektieren, das Netzwerk erweitern und ganz praktisch auch Zugang zu Räumlichkeiten erhalten bzw. eröffnen. Für Veranstaltungen war es besonders hilfreich, Kompetenzen und Angebote von Netzwerkpartner*innen mit einzubeziehen. 

4 Wissen über die Begebenheiten vor Ort

Bei Aktionen im öffentlichen Raum sind Zeitpunkt, Ort und Erreichbarkeit besonders zu beachten. Die Aktion mag gut geplant und inhaltlich aufbereitet sein. Findet sie jedoch an einem wenig sichtbaren Ort im Stadtviertel, oder zu einer Zeit, in der viele Menschen arbeiten, Urlaub haben usw. statt, ist die Wirkung eher gering. Gerade Veranstaltungen, bei denen keine Anmeldung nötig ist, bringen eine gewisse Planungsunsicherheit mit sich. Dafür ist es wichtig, bereits im Vorfeld im Projektteam zu klären: Was tun, wenn viel mehr oder viel weniger Besucher*innen als erwartet kommen?  Wichtige Faktoren sind zum Beispiel Ferienzeiten, Wetter, Brückentage und politische Ereignisse. Dabei ist nicht alles vorhersehbar. Aber es ist hilfreich, diese Punkte für eine gelungene Veranstaltung mitzudenken – und entsprechend vorzusorgen. 

5 Räume sorgfältig auswählen 

Jeder Ort hat auch seine eigene Wirkung auf dessen Besucher*innen. Viele Räume, die im Verlauf des Projekts genutzt wurden, werden im Alltagsbetrieb spezifisch genutzt, zum Beispiel als Kochstudio, als Veranstaltungsraum, als Kirche. Damit bringt jeder dieser Räume eine eigene Zielgruppe mit und muss für Personen außerhalb dieser Zielgruppen erst erschlossen bzw. bekannt gemacht werden. Es ist wichtig, auf mögliche positive oder negative Assoziationen, Verbindungen und der Einbettung ins Leben im Quartier einzugehen. 

6 Genehmigungen rechtzeitig beantragen  

Für fast alle Aktionen im öffentlichen Raum sind Genehmigungen der Stadtverwaltung nötig. Dieses Prozedere kann sich unter Umständen etwas in die Länge ziehen. Es ist also wichtig, frühzeitig Zuständigkeiten herauszufinden und entsprechende Genehmigungen zu beantragen. 

7 Die Menschen machen’s aus   

Es ist kaum zu unterschätzen, wie sehr die involvierten Personen den Verlauf und die Qualität eines Projekts und Prozesses prägen. Für eine nachhaltige Wirkung ist es insbesondere wichtig, dass die involvierten Personen und Gruppen mit den Projektzielen auch ihre eigenen verbinden können – oder sich die Themen und Ansätze aneignen. Ein wichtiger Teil dafür ist das Aufbauen von individuellen Beziehungen und die Bereitschaft, sich auf diese einzulassen. Im Projekt Circular Westend führte diese Beziehungsarbeit dazu, dass Bewohner*innen als Ehrenamtliche selbst eine mitgestaltende und multiplikatorische Rolle einnahmen: Von einer Beteiligung an Vernetzungstreffen bis zur Durchführung eigener Veranstaltungen. Wichtig: Eine gemeinschaftliche Planung von Aktionen und Events erfordert viel Zeit, Präsenz und Ausdauer. Je mehr Menschen in einem Planungsprozess involviert sind, desto zeitintensiver wird dieser – aber desto besser ist auch das Ergebnis! 

Mehr Insights? Gibt’s im Projektpapier 

Einen umfassenden Einblick ins Projekt und die besondere Arbeit im Quartier bietet das Projektpapier „Gemeinsam besser essen – Wie geht gute Versorgung für alle“ : Dieses untersucht die Potenziale des Quartiersansatzes für das Thema nachhaltige und sozial gerechte Ernährung mit Orientierung am Konzept der Circular Society. Es eröffnet bisherige Erkenntnisse, Gelingensfaktoren und Hürden aus dem Projekt – und darüber hinaus Wege zu einem sozial und ökologisch nachhaltigen Versorgungs- und Ernährungssystem im städtischen Raum. 

Zum Projektpapier