Ernährungswerkstatt: Ein Pilotprojekt an der Carl-von-Linde-Realschule

Ausgangspunkt – Wie ist es dazu gekommen? 

Frühes Bewusstsein und Wissen über eine nachhaltige, gesunde Ernährung ist der Schlüssel für nachhaltiges Handeln im Alltag. Angesichts globaler Ressourcenknappheit und den Folgen des Klimawandels ist es notwendig, Kinder und Jugendliche zu Ernährungskompetenz im Sinne von sozial und ökologisch nachhaltigem Denken und Handeln zu motivieren und zu befähigen. Anspruch des Projektteams ist es, anhand von Ernährungsbildung Zusammenhänge im Ernährungssystem transparent zu machen, Begrenzungen und Widersprüche aufzuzeigen und diese alters- und zielgruppengerecht anhand von praktischen Beispielen aufzubereiten. Diese hohe Relevanz von Ernährungsbildung wurde immer wieder in persönlichen Gesprächen im Quartier thematisiert. 

Deshalb entwickelte das Projektteam Circular Westend gemeinsam mit dem Kooperationspartner überkochen e. V. das Konzept “Ernährungswerkstatt” und setzte dieses als Pilotprojekt an der Carl-von-Linde-Realschule in einer siebten Klasse im Fach Ernährung& Gesundheit um. Der Verein überkochen brachte dafür seine langjährige Expertise, praktische Kocheinheiten mit der Vermittlung theoretischer Inhalte zu verbinden, ein und war somit der ideale Kooperationspartner. 

Um das Thema Ernährung für die Schüler*innen auch konkret erleb- und erfahrbar zu machen, setzt das Projekt den räumlichen Fokus auf die Umgebung der Schule. Durch Besuche unterschiedlicher Stationen im Quartier konnten diese die erlernten Themen mit dem eigenen Lebensumfeld verknüpfen mehr über das lokale Versorgungssystem erfahren. In praktischen Kocheinheiten lernten die Schüler*innen mehr über die Zubereitung von gesunden und nachhaltigen Gerichten.

Ablauf der Ernährungswerkstatt 

Das Projekt fand zum Ende des zweiten Schulhalbjahres innerhalb fünf Wochen statt. Dabei wechselten sich Kocheinheiten mit theoretischer Wissensvermittlung und Besuchen im Stadtteil ab.  

 

Erste Kocheinheit: Streetfood und Preiskalkulation 

Hier haben die Schüler*innen selbst Falafel-Sandwiches zubereitet und die Kosten für Einkauf und Zubereitung berechnet. Dabei haben die Schüler*innen auch gelernt, wie sich die Kosten für Gerichte in gastronomischen Betrieben zusammensetzen. Bei allen Kocheinheiten wurde das Gelernte jeweils von den Schüler*innen selbst in Form von Plakaten dokumentiert. 

 

Erste Quartierseinheit: Kennenlernen der Stationen und Entwicklung von Fragen 

In der ersten Quartierseinheit haben die Schüler*innen eine Einführung in die relevanten Themenfelder Klima, Umwelt und soziale Gerechtigkeit in Bezug auf Ernährung erhalten. Darauf aufbauend haben sie in Kleingruppen Informationen über die jeweiligen Stationen im Quartier erhalten und darauf aufbauend eigene Fragen für den Besuch entwickelt. 

 

Zweite Quartierseinheit: Besuche der Stationen 

In der zweiten Quartierseinheit haben die Schüler*innen mit ihren vorbereiteten Fragen in Kleingruppen ihre jeweiligen Stationen besucht: VollCorner, Siggi der Waldgärtner, foodcaring, Obstladen Westend, Imbiss Coffee Dream, Rackls Backstuben, foraged style – Wildpflanzen im Bavariapark. Dabei haben sie die Projekte und die Personen dahinter näher kennengelernt und anhand dieser konkreten Beispiele mehr über Lebensmittelversorgung im Quartier erfahren. 

 

Zweite Kocheinheit: Saisonalität & Regionalität 

In der zweiten Kocheinheit wurden die Themen Saisonalität und Regionalität bearbeitet. Anhand von Praktiken zum Haltbarmachen wie Einkochen, Dörren und Einlegen haben die Schüler*innen gelernt, wie Lebensmittel wie zum Beispiel Tomaten das ganze Jahr über genossen werden können. 

 

Dritte Kocheinheit: Resteküche 

Die dritte Kocheinheit beschäftigte sich mit Möglichkeiten der Resteverwertung. Die Schüler*innen haben unter Anleitung Arme Ritter zubereitet und dabei gelernt, mit zuhause bereits vorhandenen Zutaten und Resten neue Gerichte zu kreieren.  

 

Wissen zusammenführen: Plakate gestalten 

Um die gelernten praktischen und theoretischen Eindrücke aus dem Quartier zu verbinden und zu verarbeiten, haben die Schüler*innen Plakate gestaltet und Prototypen gebaut. 

 

Abschlussveranstaltung: Wissen teilen 

Die gestalteten Plakate aus dem Projekt wurden von den jeweiligen Kleingruppen im Rahmen einer Abschlussveranstaltung präsentiert. So konnte das Wissen der Schüler*innen innerhalb der Klasse geteilt werden.  

Fazit & Ausblick 

Die Ernährungswerkstatt als Pilotprojekt wurde von den Schüler*innen und Lehrkräften gut angenommen und hat dem gesamten Projektteam viel Spaß gemacht. Die Erkenntnisse und die Durchführung des Projekts wird jetzt im Anschluss gemeinsam mit dem Kooperationspartner überkochen e. V. dokumentiert und iteriert. 

Mit den gesammelten Erfahrungen könnte das Projekt im nächsten Schritt auf weitere Schulen übertragbar gemacht werden. Damit sollen Quartiere als Lernorte gestärkt werden. So kann das Potential innerhalb eines Stadtteils zur Bildung von nachhaltiger Entwicklung aufgezeigt und diese Position im Gesamtdiskurs zur Ernährungswende in München gestärkt werden.