Stadt.Raum.Potenziale –
Gemeinwohlorientiert Aktivieren

Das Bild zeigt ein Architekturmodell, das im Vordergrund steht und einen Gebäudekomplex mit mehreren kleinen Gebäuden und Grünflächen darstellt. Im Hintergrund ist eine unscharf dargestellte Gruppe von Personen zu sehen, die an einem Tisch sitzt und sich zu unterhalten scheint. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Präsentation oder ein Workshop zu einem Architekturprojekt. Im Hintergrund ist ein weiteres, größeres Architekturmodell zu erkennen - ein Hochhaus mit vielen kleinen, farbig markierten Balkonen.
Projektrahmen

Eine gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung braucht offene Orte für Begegnung, Engagement und Miteinander. Nutzbarer Raum wird jedoch knapp, besonders in gefragten Städten wie München. Gleichzeitig stehen zahlreiche Gebäude aus verschiedenen Gründen leer oder werden kaum genutzt. Diese Räume bieten großes Potenzial – vorausgesetzt, sie werden erkannt, geöffnet und gemeinsam weitergedacht. Wie können solche Raumpotenziale für das Gemeinwohl nutzbar werden bzw. bleiben? Und welche Beteiligungsprozesse braucht es, um dafür tragfähige Konzepte zu entwickeln? Diesen Fragestellungen widmet sich das Projekt Stadt.Raum.Potenziale seit 2024.

Projekt aktiv
Wissen als Schlüssel zur Aktivierung

In Städten fehlen Räume, die der zunehmenden Privatisierung, Kommerzialisierung und der damit verbundenen Exklusion entgegenwirken: Orte, des sozialen Austauschs, des kollektiven Nutzens und der Teilhabe. Um bestehende Raumpotenziale in diesem Sinne nutzbar zu machen, sollten engagierte Akteur*innen nicht nur bereits leerstehende Gebäude und brachliegende Flächen in den Blick nehmen. Sie sollten auch Orte auf ihrer Karte verzeichnen, denen zukünftiger Leerstand droht. Rechtzeitig erkannt, können sie solche „urbanen Obsoleszenzen“ – Gebäude oder Flächen, die aus ihrer ursprünglichen Funktion und Nutzung fallen – für das Gemeinwohl sichern.

Ein Schlüssel für die Aktivierung von akuten und zukünftigen Leerständen ist Wissen – sowohl über die Leerstände und deren Hintergründe selbst als auch über die konkreten Bedarfe und Nutzungsinteressen in der Stadtbevölkerung. Mithilfe von lokalem Alltagswissen und fachwissenschaftlicher Expertise können Akteur*innen Informationen über die Existenz, Nutzungsgeschichte und aktuelle Rahmenbedingungen von Leerständen gemeinschaftlich sammeln und erarbeiten. Solches Wissen sowie ein systematisches Leerstandsmanagement sind in den meisten Kommunen jedoch noch nicht etabliert.

Diese Situation möchte das Projekt ändern und damit partizipativ Prozesse der Aushandlung, der gemeinsamen Analyse und der gemeinschaftlichen Entwicklung von nachhaltigen Nutzungskonzepten schaffen.

Das Bild zeigt eine Gruppe von etwa 15 Personen, die sich unter einem Baum auf einer Rasenfläche vor einem alten Backsteingebäude versammelt haben. Die Gruppe scheint aufmerksam einem Mann zuzuhören, der im Zentrum steht und etwas zu erklären scheint – das Bild entstand im Rahmen einer der Kartierungsspaziergänge des social design lab und ihrer Partner*innen in München. Das Gebäude im Hintergrund wirkt historisch und ist teilweise von Efeu bedeckt. Die Atmosphäre ist entspannt und eher informell.
Vision und Leitlinien des Projekts

Hinter dem Projekt Stadt.Raum.Potenziale und seinen vielen Aktivitäten steht eine klare Vision:

Die Gestaltung von Stadträumen ist ein gemeinwohlorientierter Prozess. Ihre Nutzung und Verteilung wird gesellschaftlich so ausgehandelt, dass Mitbestimmung und Aneignung für alle möglich sind. 

Mit Blick auf dieses Ziel verfolgt das Team drei Transformationsstränge: Diffusion von Wissen, Aktivierung von Raumpotenzialen, Bilden von Allianzen. Diese drei Wege zum Ziel sind ein wichtiger Orientierungspunkt für die verschiedenen Aktionen, Events und Forschungsphasen des Projekts.

Diffusion von Wissen

Der Transformationsstrang zielt darauf ab, Wissen zur Aktivierung von Potenzialräumen und gemeinwohlorientierten Gestaltung von städtischen Raumpotenzialen zu sammeln, weiterzugeben sowie zugänglich und nutzbar zu machen.

Aktivierung von Raumpotenzialen

Der Transformationsstrang zielt darauf ab, städtische Raumpotenziale zu erkennen und sie modellhaft für gemeinwohlorientierte Nutzungen zu aktivieren.

Bilden von Allianzen

Der Transformationsstrang zielt darauf ab, Akteure mit diversen Positionen zusammenzubringen und dazu anzuregen, sich für die gemeinwohlorientierte Gestaltung städtischer Raumpotenziale einzusetzen.

Projektentwicklung

Nach einer anfänglichen Konzeptionsphase und gemeinsamer Besuche unterschiedlicher Orte der Leerstandsaktivierung in München entwarf und testete das Projektteam im Sommer 2024 erste Beteiligungsformate: Eine Bustour zu Leerständen, Kartierungsspaziergänge (im Rahmen einer Kooperation mit der ARCH+ und der Initiative AbbrechenAbbrechen) und einerAusstellung für den temporären Aussstellungsort „Verhandel.Bar“.

Parallel entwickelte das Projektteam gemeinsam mit Lehrenden und Studierenden zweier Masterstudiengänge (Architektur und Gesellschaftlicher Wandel als Gestaltungsaufgabe) der Hochschule München eine zweisemestrige Kooperation. Die Beteiligten sammelten, erhoben und verankerten gemeinsam Wissen für eine gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung, gesammelt, um mit unterschiedlichen Akteur*innen den Diskurs zur gemeinwohlorientierten Gestaltung von Stadträumen zu stärken.

Darüber hinaus organisierte und besuchte das Team zahlreiche Austauschtreffen und Veranstaltungen, die Vertreter*innen aus Architektur, Stadtplanung, Kirche und Zivilgesellschaft miteinander vernetzen. So entstanden neue Grundlagen für die Entwicklung gemeinsamer Positionen und Ansätze.

Mit dem Ziel, die Aktivierung von Potenzialräumen im Kleinen zu erproben, richtet sich Anfang 2025 ein Teilprojekt gezielt auf Kirchenräume und deren gemeinwohlorientierte (Re-)Aktivierung. Seit März 2025 entwickelt das Projektteam gemeinsam mit der Hochschule München in den oben genannten Semesterprojekten den partizipativen Prozess „Stadt.Raum.Kirche“ zur Nutzungserweiterung von Kirchen- und Gemeinderäumen.

Projekteinblicke
Eine Person in einem Eisbärkostüm steht vor einer Gruppe von Menschen, die auf ein anscheinend städtisches Gebäude blickt. Das Foto entstand während einer Bustour des social design lab und dessen Partnerorganisationen.

Die Initiative AbbrechenAbbrechen organisierte in Kooperation mit der Münchner Initiative Nachhaltigkeit, Architects 4 Future , #ausspekuliert und der Hans Sauer Stiftung eine Bustour, um in Politik und Stadtgesellschaft erneut einen Diskurs anzustoßen. Anlass dafür sind zahlreiche von Abriss bedrohte Gebäude. Begleitet von Expert*innen und Wissensträger*innen erhielten die Teilnehmer*innen an den Haltestationen Einblicke in die Hintergründe der geplanten Abrisse, deren Folgen sowie stadtplanerische Entscheidungsprozesse und übergeordnete Partizipationspotenziale in der Leerstandsaktivierung.

Zum Rückblick
Mehrere Personen stehen im Kreis auf der Straße in einer Münchner Nachbarschaft und hören einer sprechenden Person zu.

Zwischen Juli und September 2024 organisierte das Projektteam in Zusammenarbeit  mit der  Initiative AbbrechenAbbrechen Kartierungsspaziergänge an insgesamt vier Terminen in den Münchner Stadtteilen Sendling und Westend. Ziel war es, durch das gemeinsame Spazieren und Beobachten lokales Wissen – insbesondere von Menschen, die im Stadtteil verwurzelt sind – zu sammeln und zu teilen. Dabei besuchten die Teams sowohl sichtbare als auch weniger sichtbare Leerstände und diskutierten im Gehen Themen wie Bestandserhalt und Immobilienspekulation. Informationen zu Eigentumsverhältnissen, Hintergründen des Leerstands, vorheriger Nutzungen und Perspektiven der Objekte – die Teilnehmenden tauschten das gesammelte Wissen aus und hielten es, angereichert durch persönliche Gedanken, in Steckbriefen fest.

Zur Aktion
Eine Gruppe von Personen arbeitet um einen großen Tisch herum, der mit detaillierten Karten und bunten Haftnotizen bedeckt ist. Einige schreiben auf den Karten, während andere nachdenklich auf die Dokumente schauen. Die Umgebung ist schwach beleuchtet, was auf eine abendliche Zusammenkunft hindeutet, und auf dem Tisch stehen ein paar Getränke. Im Hintergrund sitzen weitere Teilnehmer und sind in Diskussionen vertieft, was eine lebhafte Atmosphäre der Teamarbeit und Planung schafft.

Wie können wir Potenzialräume, insbesondere Leerstand, für eine gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung sichtbar und nutzbar machen? Auf dieser Frage aufbauend, organisierte das Projektteam gemeinsam mit der Initiative AbbrechenAbbrechen einen Kartierungs-Workshop. Dabei kamen in der Auferstehungskirche München Westend Praktiker*innen, Vertreter*innen aus Wissenschaft (TU München, Universität Kassel, UdK Berlin), zivilgesellschaftliche Initiativen und Studierende zusammen, um sich gemeinsam dem kritischen Kartieren von städtischem Raum anzunähern. Mit einer Reihe innovativer Ansätze deckten die Teilnehmenden diverse Perspektiven auf und erschlossen neue Wege der Aneignung.

Zum Workshop-Rückblick
Das Bild zeigt eine Gruppe von etwa zehn Personen, die um einen älteren Mann herumstehen, der scheinbar einen Vortrag hält und ein Mikrofon in der Hand hält. Im Vordergrund befinden sich mehrere Pappmodelle von Gebäuden, die mit kleinen, farbigen Zetteln und Moos verziert sind. Die Atmosphäre wirkt eher konzentriert und aufmerksam. Der Raum scheint ein Gemeinschaftsraum oder ein Seminarraum zu sein.

Seit März 2025 entwickelt das Projektteam gemeinsam mit der Hochschule München im Rahmen von Semesterprojekten zweier Masterstudiengänge (Architektur und Sozialwissenschaften) einen partizipativen Prozess zur Nutzungserweiterung der Kirchen- und Gemeinderäume des Ökumenischen Kirchenzentrums im Olympiadorf. Für das Projekt ausgesprochen haben sich Vertreter*innen des Ökumenischen Kirchenzentrums, welches Impulse für gemeinwohlorientierte Entwicklungen in kirchlichen Räumen und Gemeinden setzen soll. Dafür fanden von März bis Juli 2025 Werkstätten statt.

In diesen wurden Szenarien mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten entwickelt, die greifbare Vorstellungen davon vermitteln, wie die Kirchen- und Gemeinderäume auch zukünftig zukunfts- und gemeinwohlorientiert genutzt werden könnten. Dazu treffen und trafen sich zahlreiche Engagierte und Interessierte aus dem Olympischen Dorf und den Kirchengemeinden. Architekturstudierende der Hochschule München begleiteten die Werkstätten und entwickelten sozial-räumliche Szenarien, in denen die Bedarfe und Ideen der Gemeinschaft Platz finden.

 

Zur Projektübersicht
Partner*innen

Für die breite Unterstützung und die gemeinsame Gestaltung wirkungsvoller Ansätze ist das Projektteam sehr dankbar.
Besonderer Dank geht an die Organisationen:
 

  • Initiative AbbrechenAbbrechen
  • ARCH+
  • Hochschule München
  • Evang.-Luth. Kirchengemeindeamt im Dekanatsbezirk München
Ansprechpartnerinnen

Nadja Hempel

Projektmitarbeiterin

Marlene Franck

Projektmitarbeiterin