Zirkularität im Möbelbau erproben: Kick-Off von Markt² Schwaben macht sich 2.0

Kick-Off von Markt² Schwaben macht sich  Stadtraummöbel 2.0
 

Wie können Materialien eines Wertstoffhofs ihren Wert erhalten und sinnvoll weiter genutzt werden? Wie überführt man sie in ein neues Leben als öffentlich (gern) genutzte Güter? Welche Beteiligungen, Verarbeitungsschritte und Strukturen sind notwendig, um eine Gemeindebank nach zirkulären Kriterien lokal zu produzieren und deren Einzelteile wieder in einen Materialkreislauf zu überführen? 

Um sich diesen Fragestellungen anzunähern, kamen am 12. Februar 2020 Studierende der Technischen Universität München (Fakultät Architektur, Lehrstuhl für Entwerfen und Holzbau), Beteiligte des Bauhofs bzw. Mehrwerthofs Markt Schwaben, der anderwerk GmbH und von Metallbau Ziegler sowie ein Team der Hans Sauer Stiftung in den Räumen des neuen Wertstoffhos zusammen, um die Ausgangsbedingungen auszuloten, gegenseitige Verständnisfragen zu klären und Wissen zu teilen.

 

Austausch von Alltags- und Expertenwissen 

Im ersten Prozessschritt brachten sich die jeweiligen Beteiligten auf einen gemeinsamen Kenntnisstand. Veranschaulicht wurde das durch eine Material Flow Map (Bild unten) und der Nachstellung einer Szene, in der ein Bürger ein Möbelstück beim Wertstoffhof abgibt und Mitarbeiter*innen des Wertstoffhofs, die die Materialien und deren eventuelle Weiternutzung bewerten. Ausgehend von dieser Verdeutlichung teilten Beschäftigte am Wertstoffhof viel wertvolles Alltags- und Expertenwissen über Erfahrungen mit üblicherweise anfallenden Materialien zur Weiternutzung und, wie Bürger*innen dazu motiviert werden könnten, den Prozess zu erleichtern, in dem sie sortenreiner liefern würden. So konnten bereits einige Missverständnisse aus dem Weg geräumt und neue Erkenntnisse gessammelt werden. Dies wurde von allen Beteiligten als besonders wertvoll erachtet. Im Arbeitsprozess sind deshalb immer wieder Termine mit allen Stakeholdern geplant, damit das Erarbeitete immer wieder an den Ideen und am Wissen von allen Beteiligten überprüft und gegebenenfalls überarbeitet werden kann. 

„Warum kann es nicht einfach Spaß machen, die Dinge auseinander bauen zu können?“, mit dieser Frage als Anstoß entwickelte sich der Anspruch, nicht zu Verzicht und Mehrarbeit disziplinieren zu wollen, sondern zirkuläre Praktiken, beispielsweise am Mehrwerthof, als nahbar und praktisch für alle Bürger*innen etablieren zu wollen. Damit wird Teilhabe der gesamten Bevölkerung und daraus Verständnis für zirkuläre Systeme und Handlungsweisen gefördert. 

Am Nachmittag folgte eine intensive Arbeitsphase für die TU-Studierenden. Das Gewinnerteam der ersten Projektphase in der Kategorie Sitzelemente, das damals ihre „Brotzeitbank“ prototypisch umsetzte, stieg tief ins Thema ein: Ziel ist nun, ein Stadtmöbel nach zirkulären Kriterien zu gestalten, zu bauen und aufzustellen. Durch diesen Prozess sollen neuartige kommunale Wege zur zirkulären Herstellung öffentlich genutzter Güter so erforscht werden, dass sie auch weiteren Projekten als Modellaufbau dienen können.

 

Bei einem Rundgang über den Wertstoffhof wurden bereits lagernde Ressourcen, insbesondere das Wertholz, begutachtet, und die verschiedenen Sammlungsstationen erklärt. Im Anschluss trugen die Teilnehmer*innen das bisher Gesammelte und Reflexionen dazu zusammen. Gemeinsam wurden auch Erwartungen an den Prozess und die Arbeitsweise besprochen. Als sehr hilfreich erwies sich ein Kriterienkatalog zu Begriffsdefinitionen rund um die Thematik der Kreislaufwirtschaft. Dabei kam in den Gesprächen insbesondere dem möglichen Narrativ, dass die zirkulären Produkte eine Geschichte erzählen und mit sich tragen, eine große Bedeutung zu.  

Beim nächsten Treffen wird auf Grundlage vorangegangener Recherche weiter an Gestaltung und Produktion der Stadtmöbel gearbeitet. 

 

Mehrwerthof² Markt Schwaben 
Das social design lab der Hans Sauer Stiftung geht in dem Projekt Mehrwerthof Markt² Schwaben der Frage nach, inwiefern diese Orte auch zu Ausgangspunkten eines veränderten, konsequent an der Schaffung von Kreisläufen orientierten Umgangs mit Ressourcen werden können. Zusammen mit dem Markt Markt Schwaben, der anderwerk GmbH und weiteren Partnern werden in einem partizipativen Ansatz Lösungen gesucht und Transformationswege erprobt. 

 

Projektpartner: TU München, Fakultät Architektur, Lehrstuhl für Entwerfen und Holzbau
Lehrbeauftragte: Anne Carina Völkel, Hubert Anneser, Maren Kohaus
Studierende: Ilona Schreibauer, Celina Mandl, Sophie Pichler, Alicia Albrecht, Tom Prante

Fotos: Hans Sauer Stiftung