Home not Shelter!

Gesellschaftlicher Kontext

Die deutsche Gesellschaft wird schon lange immer diverser. Dazu gehört auch, dass Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland einwandern. Allerdings werden die Unterkünfte, in denen die Menschen oft als erstes ankommen, nur selten als Teil der Stadtentwicklung gesehen. Die fehlende Integration von diesen Unterkünften in die Stadtentwicklung zieht unter andrem nach sich, dass die Bewohner*innen häufig keine oder nur eingeschränkte Möglichkeit haben, Teilhabe am Sozialraum zu erleben. Daraus folgend fehlt es häufig an Begegnungsmöglichkeiten zwischen neu zugezogenen Menschen im Stadtteil und Personen, die schon länger dort wohnen. Dabei können gerade diese zu Möglichkeitsräumen für Begegnung und Interaktion werden und  zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Integration* beitragen. In Stuttgart ist die Initiative Home not Shelter! als Projekt des Social Design Labs seit Ende 2017 in den Stadtteilenl Hallschlag und Münster aktiv. Die Initiative entwickelt in ihrer Arbeit partizipative Ansätze, die Integration* befördern soll. Dabei werden Praktiken der sozialen und interkulturellen Arbeit mit Methoden der Partizipation und des Social Design kombiniert. 

 

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Projektverlauf

Home not Shelter! initiiert im Sozialraum verschiedene Prozesse und Maßnahmen, bei denen alle Schritte – von der Bedarfsanalyse über die Ideengenerierung bis hin zur Planung und Umsetzung – mit aufgebauten Handlungsgemeinschaften gemeinsam entwickelt und getragen werden. Dadurch sollen Lösungen entstehen, die auf den Bedürfnissen, dem Wissen und den Erfahrungen der Menschen vor Ort basieren. 

Zu Beginn wurde innerhalb der Unterkunft im Stadtteil Münster eine umfassende Sozialraumanalyse erstellt. Aus diesen Erkenntnissen wurden zunächst konkrete Herausforderungen ermittelt. Anschließend konnten gemeinsam mit einer Handlungsgemeinschaft aus verschiedenen Akteur*innen und Bewohner*innen der Unterkunft konkrete Ideen entwickelt und skizziert werden. Anfangs hat sich die Arbeit der Initiative nahezu ausschließlich auf die individuelle Ebene  konzentriert: Die gemeinsame Umgestaltung eines Gemeinschaftsraumes in der Unterkunft zu einem Lern- und Ruheraum.

In der Weiterentwicklung stand die Meso-Ebene im Vordergrund. Hierbei wurden regelmäßige Aktivitäten im Stadtteil für und mit Menschen aus der Unterkunft entwickelt und durchgeführt. So entstanden Verbindungen zwischen den Bewohner*innen der Unterkunft, Anwohner*innen und Akteur*innen aus dem Quartier. Auch haben Bauworkshops auf Abenteuerspielplätzen im umliegenden Stadtviertel und Kochaktionen an verschiedenen Orten stattgefunden, die einen Austausch von Bewohner*innen und der umliegenden Nachbarschaft ermöglichen konnten. Durch diese Formate konnten neue Kontakte und Verbindungen zwischen lokalen Stakeholdern entstehen, die langfristig wirkende und eigenverantwortlich getragene Maßnahmen in Gang setzen, um die sozialräumliche Teilhabe im Quartier zu verbessern. 

 

Innovationslabor für Integration*

Durch die Förderung der  Stiftung Deutsches Hilfswerk  konnte im Jahr 2021 die Arbeit im Stadtteil ausgebaut und an neue Erkenntnisse angepasst werden. Unter dem Namen „Innovationslabor für Integration*“ wurde. In den Stadtteilen Stuttgart Hallschlag und Münster wird an einer vielfältigen und starken Nachbarschaft gearbeitet. Durch verschiedene Projekte wird dazu beigetragen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner die Möglichkeit haben, ihren Stadtteil besser kennenzulernen und aktiv mitzugestalten. Die Initiative fördert das Zusammenkommen von Menschen und sucht gemeinsam nach neuen Wegen für Gemeinschaft und Begegnung.

Das Innovationslabor durchläuft dabei verschiedene Projektphasen und orientiert sich am Transformationsmodell des social design labs. Der Prozess richtet sich immer an Bedarfen und Möglichkeiten des Stadtteils und der Anwohnenden aus.  Wir sehen Integration dabei als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der wir gemeinsam unser Zusammenleben gestalten wollen. Alle sollen die Möglichkeit haben, aktuelle sowie individuelle und strukturelle Herausforderungen gemeinschaftlich zu bearbeiten. Die Ermöglichung der Teilhabe von marginalisierten Gruppen ist dabei ein zentraler Bestandteil. Dabei wird das Quartier als Ganzes in den Fokus genommen und Methoden des Social Designs stehen hierbei im Zentrum der Arbeit.  

Alle Projekte der Initiative finden sich auf der Website homenotshelter.com.

Wirkung

Die prozess- und bedarfsorientierte Vorgehensweise ermöglicht stabile Brücken zwischen der Gemeinschaftsunterkunft und dem Stadtteil. So werden neue Begegnungsräume geschaffen, sozialräumliche Teilhabe ermöglicht und Handlungsgemeinschaften gestärkt. Durch die aktive Zusammenarbeit in sektorübergreifenden Handlungsgemeinschaften vor Ort bildet sich zudem ein Netzwerk, das die Gedanken der Initiative über den Projektkontext hinaus weiterträgt. Gleichzeitig werden die  gewonnenen Erkenntnisse im Sinne der Übertragbarkeit reflektiert, sodass diese für weitere Projekte zur Verfügung stehen. Das Projekt ist Teil der Entwicklung einer systematischen Wirkungsbeobachtung. Die gewonnen Erkenntnisse fließen dabei immer wieder in die Projektarbeit mit ein. 

* Das Sternchen soll darauf hinweisen, dass hier mehr hinter dem Begriff steckt als man auf den ersten Blick sieht. Wir versuchen die Thema Integration so weit es uns möglich ist zu hinterfragen. Deswegen ist es uns wichtig in den Austausch zu gehen und über das Thema zu diskutieren.