Gestaltungsbedarf in betreuten Wohnformen der Jugendhilfe aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive

Eine Expertise am Beispiel einer münchner Jugendwohngruppe für Mädchen

Wohnen und Wohnraumgestaltung werden als gesundheitsrelevante Einflussgrößen erachtet, die bedeutsam für Identitätsfindungs– und Entwicklungsprozesse sind. Institutionelle Wohnsettings der Jugendhilfe verfügen über einen gewissen, meist negativ konnotierten Bedeutungsgehalt, der sich auf das Selbstkonzept, die Empfindungen und Verhaltensweisen der Bewohnerinnen und Bewohner niederschlagen kann. Des Weiteren gibt es nur wenige Möglichkeiten zum kreativen Selbstausdruck sowie zur Partizipation. Es wird nicht beachtet, dass durch das Dekorieren und Gestalten eine Art Biografie- und Identitätsarbeit vollzogen werden kann, die besonders für psychisch belastete und entwurzelte Jugendliche bedeutsam erscheint. Eine wertschätzende und bedürfnisgerechte Wohnumgebung kann nicht nur durch die Befolgung von Standards und Normen hergestellt werden. Vielmehr geht es darum, die emotionalen und sozialen Bedürfnisse der Jugendlichen in den Fokus zu rücken und Ansätze zu entwickeln, wie diesen trotz Raummangel und rechtlichen Vorgaben, entsprochen werden kann. Hierzu werden neben sozialwissenschaftlichen Expertisen auch die Kenntnisse und Fähigkeiten gestaltender Disziplinen erforderlich.  

Diese Arbeit kann als Grundlage und Impuls für die Entstehung sozialer Innovations- beziehungsweise Transformationsprozesse im Bereich der Jugendhilfe fungieren.  

Es zeigt sich, dass die Frage nach Gestaltung und Gestaltungsräumen eine gesellschaftspolitische ist, weil sie über den pädagogischen Erfolg der Einrichtungen mitentscheiden kann. Die Arbeit leistet wertvolle Erkenntnisse für die pädagogische und wohnräumliche Ausgestaltung von Jugendhilfeeinrichtungen und zeigt, dass hierbei wesentliche Interdependenzen existieren.  

 

Zielsetzung

Die vorliegende Masterarbeit zielt darauf ab, den Gestaltungbedarf in betreuten Wohnformen der Jugendhilfe aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive darzustellen. Sie verdeutlicht, weshalb der Wohnumgebung und der Wohnraumgestaltung in Wohnformen der Jugendhilfe mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht werden sollte.   

 

Autorin: Ilka Rauer 

Ilka Rauer ist staatlich anerkannte Sozialpädagogin und Absolventin des Masterstudiengangs Gesellschaftlicher Wandel und Teilhabe. Sie interessiert sich für Gestaltung und die Bedeutung von Architektur und wurde während ihrer beruflichen Tätigkeit in einer stationären Jugendhilfeeinrichtung auf den beschriebenen Gestaltungsbedarf aufmerksam.