Neues aus dem Projekt Markt² Schwaben macht sich!
Aus Altholz werden Stadtraummöbel
Wie können Materialien eines Wertstoffhofs ihren Wert erhalten und sinnvoll weiter genutzt werden? Wie überführt man sie in ein neues Leben als öffentlich (gern) genutzte Güter? Welche Beteiligungen, Verarbeitungsschritte und Strukturen sind notwendig, um eine Gemeindebank nach zirkulären Kriterien lokal zu produzieren und deren Einzelteile wieder in einen Materialkreislauf zu überführen?
Diese Fragen möchte das Projekt „Markt² Schwaben macht sich” gemeinsam mit relevanten lokalen Akteuren beantworten. In der ersten Projektphase im Sommer 2019 waren in Kooperation mit der Technischen Universität München 24 Prototypen für Stadtraummöbel entstanden. Seit 2020 befasst sich ein Team des social design labs der Hans Sauer Stiftung tiefgehend mit der Weiterentwicklung der Funktionalität von Materialien, Möglichkeiten der Wiederverwendung, bestehenden Recycling- und Abfallsystemen sowie Prinzipien der Zirkularität. Dabei wird der Fokus besonders auf die Ressource Altholz gelegt. Die Idee: Holz, das nicht mehr gebraucht wird, direkt vor Ort aufzubereiten und daraus Möbel für den öffentlichen Raum zu produzieren.
Das Projekt erhält von der Veolia Stiftung finanzielle Unterstützung plus fachliche Impulse durch die Patenschaft eines Veolia-Experten. Harald Söll, Niederlassungsleiter des Biomassekraftwerk in Großaitingen empfing Markus Rupprecht und Conor Trawinski von der Hans Sauer Stiftung und gab ihnen viele interessante Einblicke in das bestehende System der Altholz-Verwertung. Insbesondere die unterschiedliche Klassifizierung des Materials sowie die Maßnahmen zur Entfernung von Giftstoffen brachten spannende Erkenntnisse.
„Der Besuch des Kraftwerks hat uns einen Eindruck davon gegeben, welche Massen an Altholz anfallen und uns ist klar geworden, dass es sinnvoll ist, brauchbares Material so früh wie möglich abzufangen, um es im Kreislauf zu halten. Herrn Sölls jahrelange Erfahrung hat uns geholfen, das Altholzsystem besser zu verstehen und Ideen aufgezeigt, wo man ansetzen kann, um etwas zu verändern.”
-Markus Rupprecht, Schreiner und Innenarchitekt (werkraum, Hans Sauer Stiftung)
„Das Projekt macht das Thema Altholzverwertung konkret sichtbar. So kann auch ein Umdenken für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen bei den Bürgerinnen und Bürgern angestoßen werden.”
-Conor Trawinski, Produkt- und Social Designer (social design lab, Hans Sauer Stiftung)
„Die Abfallhierarchie stellt die Vermeidung von Abfällen an erste Stelle, gefolgt von der Vorbereitung zur Wiederverwendung und dem Recycling. Deshalb ist diese Initiative aus Sicht des Ressourcenschutzes zu begrüßen“
-Harald Söll, Niederlassungsleiter Biomassekraftwerk Großaitingen
Sylke Freudenthal vom Vorstand der Veolia Stiftung fügt an: „Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern entlang der Wertschöpfungskette, nicht zuletzt mit den Bürgerinnen und Bürgern, ist eine Erfolgsbedingung, um eine funktionierende Kreislaufwirtschaft voranzubringen.” So ist es der Anspruch des Projekts, die Menschen vor Ort einzubeziehen, die Gegebenheiten vor Ort zu verstehen und die Machbarkeit von Alternativen zu prüfen. Trotz der Covid-19 Pandemie konnten Bürger*innen aktiv einbezogen werden. In einer schriftlichen Umfrage von Besucher*innen des Wertstoffhofs wurden die Grundhaltung gegenüber zirkulären Themen ermittelt, ein Austausch darüber angestoßen, Vorschläge zur Platzierung einer zirkulären Sitzgelegenheit im Ort besprochen und das Interesse an der Übernahme einer Patenschaft für eine solche Bank erhoben. Dieser partizipative Moment wurde von allen sehr positiv wahrgenommen und lieferte interessante Einblicke, die im weiteren Prozess genutzt werden können.
Auf Basis des gewonnenen Wissens wird nun gemeinsam das Design sowie die Verwendung der Bauelemente für den Prototypen einer Bank aus Altholz und Metall entwickelt. Um diesen Prototypen umzusetzen und in Serie produzieren zu können, übernahm der Wertstoffhof Markt Schwaben die Sammlung relevanter Stoffe und die ortsansässige Metallbau GmbH Ziegler lieferte das Metall für das Gestell der Bank. Das über Monate für das Projekt gesammelte Altholz wird auf seine Eignung überprüft, sortiert und entsprechend formatiert. Der nächste Schritt wir es dann – hoffentlich im kommenden Frühjahr – sein, Bänke zu produzieren und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort aufzustellen. Die Hans Sauer Stiftung arbeitet zudem bereits an einer Dokumentation, um das Gelernte und die Erfahrungen für andere Kommunen und Quartiere nachvollziehbar und im besten Fall übertragbar zu machen.