Mehrwerthof Markt² Schwaben

 

Ein lebendiger Ort zum Wiederverwenden, Reparieren und Teilen. Lokale Initiativen und Bürger*innen gestalten in diesem Projekt gemeinsam ein neues Konzept für dem Wertstoffhof in Markt Schwaben. So sind viele Angebote entstanden von Tauschpartys bis Reperaturcafe und Stadteilmöbeln. Ein Modellprojekt, das  Transformationswegen hin zu einer stärker an Kreisläufen orientierten Gesellschaft zeigt.

 

Gesellschaftlicher Kontext

Nach dem Motto „take, make, waste“ werden in unserem gegenwärtigen Wirtschaftssystem Rohstoffe genutzt, Produkte gebraucht bzw. verbraucht und am Ende als Abfall entsorgt. Wertstoffhöfe dienen dabei oft als Endstation für nicht mehr Gewolltes, Kaputtes und Altes – wertvolle Ressourcen landen häufig im Müll, statt in den Kreislauf rückgeführt zu werden. Folgen dessen sind u.a. Ressourcenknappheit, Klimawandel sowie Wasser-, Luft- und Bodenverschmutzung. Aber auch gesellschaftliche Problematiken wie soziale Ungleichheit und Desintegration sind Konsequenzen heutiger (Wirtschafts-)Strukturen, Denk- und Handlungsmuster.

 

Projektrealisierung

Als erste lokale Anlaufstelle für Entsorgung und Recycling ist der Wertstoffhof ein zentraler Dreh- und Angelpunkt, dem eine fundamentale Rolle im Übergang zu einer zirkulären Gesellschaft zukommt. Hier setzt das Projekt Mehrwerthof Markt² Schwaben an. Gemeinsam mit dem Markt Schwaben, der anderwerk GmbH und weiteren Partnern, lokalen Initiativen sowie Bürger*innen nimmt das social design lab den notwendigen Neubau des Wertstoff- und Bauhofs in Markt Schwaben zum Anlass, um einen über die verbreiteten Formen und Strukturen hinausweisenden Ort zu entwickeln. Einen Ort, an dem versucht wird, Ressourcen in Kreisläufe und neue Verwendungen zu überführen, einen Ort, an dem versucht wird, neue Formen des gemeinschaftlichen Handelns und des Lernens zu etablieren. Praktiken des Wiederverwendens, Reparierens, Teilens, Lernens u.v.m. sollen am Mehrwerthof einen Raum finden. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Beteiligung und dem Empowerment von sozial benachteiligter Menschen. Das berührt zahlreiche „große“ gesellschaftliche Herausforderungen wie den überhöhten Verbrauch natürlicher Ressourcen oder den Klimawandel, ebenso aber Fragen kommunaler Nachhaltigkeitsstrategien, die auf neue Formen der Zusammenarbeit setzen. In dieser Kombination will das Projekt die Potentiale eines am Kreislaufdenken orientierten kommunalen Handelns – gewissermaßen einer „Circular Society“ im Kleinformat – ausloten.

Dem Ansatz des social design lab folgend wurden zunächst in Stakeholder-Workshops vor Ort Bedarfe erhoben und Ideen entwickelt, um daraus gemeinsam mit Bürger*innen, den Projektpartnern sowie in Kooperation mit der Hochschule München eine Vision zu entwickeln: Die eines „Mehrwerthofs“, der aus verschiedenen Modulen und Komponenten zirkulären Handelns besteht. Zu diesen Modulen und Komponenten wurden prototypische Projekte entworfen und umgesetzt, konkret zu den Themen Reparatur, Bildung, Tauschen und Teilen und der Mehrwerthof als Ort der Produktion.

 

Wirkung

Mit der Vision des Mehrwerthofs wird die Frage nach Transformationswegen hin zu einer stärker an Kreisläufen orientierten Gesellschaft neu beantwortet. Über die Schaffung eines Ortes, an dem neue gemeinschaftliche Formen der Ressourcenwiederverwendung entwickelt werden. Dazu hat das social design lab neue lokale Akteurskonstellationen geschaffen und erprobt, inwieweit für diese gesellschaftliche Resonanz erzeugt werden kann. Seit Projektbeginn sind Akteure des öffentlichen Sektors (Verwaltung, Gemeinderat, Ordnungsamt, Bauhof, Abfallwirtschaft), Vertreter*innen der Sozialwirtschaft und der Wissenschaft am Projekt beteiligt. Unter Einbezug der Menschen vor Ort werden Ansätze entwickelt, prototypisch umgesetzt und – soweit möglich – in lokale Verantwortung übergeben.
Im Bereich Reparatur wurden auf diesem Weg bereits feste Strukturen etabliert, in den Bereichen Tauschen und Teilen und Bildung laufen Pilotprojekte und im Bereich Mehrwerthof als Ort der Produktion wurden gemeinsam mit der TU München Stadtmöbel unter Verwendung von recyceltem Material gebaut. Mit der Fertigstellung des neuen Wertstoff- und Bauhofs im Herbst 2019 werden diese Aktivitäten sukzessive in dessen Umfeld verortet werden, um Synergien und Sichtbarkeit zu schaffen.

Die Übertragung der Idee „Mehrwerthof“ auf andere Gemeinden ist denkbar.