Halle 9 – Designstudenten verbessern eine Asylunterkunft
Welchen Beitrag können Designerinnen und Designer leisten, wenn sie ihre Rolle in der Gesellschaft aktiv nutzen, um auf die Herausforderungen der Gegenwart zu antworten? Karin Seiler, Dozentin für Scientific Visualization an der Züricher Hochschule der Künste (ZHdK) und Antonio Scarponi, Architekt und Designer aus Zürich, haben im Rahmen eines vierwöchtigen Moduls der ZHdK Studierende verschiedener Fachrichtungen an diese Frage herangeführt. Dabei setzten die Studentinnen und Studenten ihre Fähigkeiten und die dem Design eigenen Methoden ein, um einen Beitrag zu leisten, den Alltag in einer Züricher Asylunterkunft, der sogenannten Halle 9, ein kleines Stück zu verbessern.
Im Gespräch versuchten die Studierenden, die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner in Erfahrung zu bringen – allen sprachlichen Schwierigkeiten zum Trotz. Dennoch – oder gerade deshalb – zeichneten sich nach kurzer Zeit Themenfelder ab, auf denen die Designstudierenden ihre Beiträge entwickeln konnten. Aus dem kommunikativen Bedürfnis der Flüchtlinge heraus, möglichst schnell Deutsch zu lernen, entstand beispielsweise die Idee, die deutschen Bezeichnungen von Gegenständen als begehbares Wörterbuch zu inszenieren.
Seit Ende April 2017 ist das interdisziplinäre Modul abgeschlossen, die in der Messehalle greif- und sichtbaren Interventionen nehmen die Initianten zum Anlass, das nach Möglichkeiten weiter zu entwickeln. Anlass geben ihnen nicht alleine die Verbesserungen zugunsten von Flüchtlingen, sondern der Beweis, dass Design als Ausdruck eines Werte- und Denksystems im Kontext der Flüchtlingskrise einen unaufdringlichen aber nicht minder wichtigen Beitrag zur kulturellen Verständnisbrücke leisten kann.
(Text und Bilder: lifeathome.ch)